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Die Bedeutung von Totholz

Stehendes und liegendes Totholz im Auenbereich. – Foto: Berit Wipijewski
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Stehendes und liegendes Totholz im Auenbereich. – Foto: Berit Wipijewski

Stirbt ein Baum oder ein Teil seiner Krone im Wald ab, verliert er für die Holznutzung an Wert und wird häufig zur Entsorgung gefällt. Doch für viele Lebewesen wird der Baum mit seinem Tod erst richtig interessant: Die Rolle von Totholz in unseren Wäldern wird nach wie vor stark unterschätzt. 

Der Tod eines Baumes kann durch Insektenbefall, Krankheiten oder Katastrophenereignisse wie Feuer oder Sturm verursacht werden. Danach wird er oft entfernt, weil er Waldbesucher gefährden, zur Schädlingsvermehrung beitragen oder die Verjüngung des Waldes behindern könnte. Einerseits bedeutet das Belassen von Totholz einen Verzicht auf die Holznutzung, andererseits kann das Beräumen starke ökologische Folgen mit sich ziehen.

Der Zerfall eines Baumes erfolgt in mehreren Phasen und bietet Lebensräume, die für viele Tier-, Pilz- und Pflanzenarten unerlässlich sind. Vogelarten wie Spechte oder Meisen brauchen Tot- und Altholz zum Bau von Bruthöhlen oder weil es den Lebensraum ihrer Nahrung darstellt. Das Holz wird fast ausschließlich von Pilzen zersetzt, welche die darin enthaltenen Nährstoffe für andere Pflanzen wieder verfügbar machen. Aufgrund des fehlenden Totholzes werden Arten wie der Schwarzsamtige Dachpilz immer seltener. Besonders viele Insektenarten, darunter diverse Käfer, profitieren von abgestorbenem Holz.

Wichtig ist, dass es genügend Totholz in verschiedenen Stadien und Größen gibt, um möglichst viele Arten zu unterstützen. Auch ob das Holz liegt oder steht, spielt eine Rolle. Stehendes Totholz dient vor allem Vögeln und Fledermäusen, liegendes Holz hingegen vor allem den zersetzenden Pilzen und Insekten als Lebensraum.

Tote Bäume sind somit ein wichtiger Bestandteil eines gesunden Ökosystems. Sie sind nicht nur für Tiere und Pilze von Bedeutung, sondern tragen auch zum Klimaschutz bei. Totes Holz kann über mehrere Jahrzehnte Kohlenstoff speichern und über längere Zeit Wasser halten. Bei der Zersetzung von abgestorbenem Holz werden Nährstoffe freigesetzt und Humus gebildet. Beides kommt im Waldboden anderen Pflanzen zugute. Ohne Totholz im Wald haben daran angepasste Arten keinen Lebensraum und die Rückführung von Humus, Nährstoffen und Luftfeuchtigkeit in den Wald wird erheblich eingeschränkt.

Eine Möglichkeit, die Vorteile von Totholz im Wald zu nutzen, ohne zu viel Platz zu beanspruchen, ist das Stehenlassen von „Hochstubben“ – also des Stammes eines weit oben abgesägten Baumes. So kann er als Höhlen- und Fraßbaum genutzt werden, spendet gleichzeitig noch etwas Schatten, schützt vor Wind und hält Feuchtigkeit im Wald, was auch der nächsten Generation von Bäumen zugutekommt. Wenn man keine „Platzprobleme“ hat, empfiehlt es sich, gefällte Bäume und solche mit angehobenem Wurzelteller liegen zu lassen oder auf eine passende Länge zu kürzen. Damit sich spezialisierte Arten ausbreiten können, ist es wichtig, mehrere abgestorbene Bäume oder deren Reste auf einer Fläche zu belassen. So kann eine Vernetzung von Totholz geschaffen werden.

Alte und tote Bäume sind für viele Arten von großer Bedeutung und verdienen einen Platz in Wäldern und auch in Gärten. Wenn keine Sicherheitsrisiken bestehen, können liegende Äste oder Baumreste einfach belassen werden. So schaffen wir auf einfache Weise kleine Oasen für die Natur.


                                                                                                                                                                                Lara Petermann


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Fraßspuren vom Specht in rindenlosem Totholz. – Foto: Berit Wipijewski
Fraßspuren vom Specht in rindenlosem Totholz. – Foto: Berit Wipijewski
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Hochstubben mit Spechtlöchern, welche als Brut- und Quartierplätze für Vögel und Fledermäuse dienen. – Foto: Berit Wipijewski
Hochstubben mit Spechtlöchern, welche als Brut- und Quartierplätze für Vögel und Fledermäuse dienen. – Foto: Berit Wipijewski
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Fraßspuren von Insekten im Stamm einer abgestorbenen Kirsche. – Foto: Berit Wipijewski
Fraßspuren von Insekten im Stamm einer abgestorbenen Kirsche. – Foto: Berit Wipijewski



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