Mit dem Fernglas konnten die Wasservögel auf dem Dippelsdorfer Teich gut beobachtet und gezählt werden. – Foto: Sabrina Selinger
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Mit dem Fernglas konnten die Wasservögel auf dem Dippelsdorfer Teich gut beobachtet und gezählt werden. – Foto: Sabrina Selinger
Bei bestem Wetter fand auch dieses Jahr Deutschlands größte naturkundliche Mitmachaktion des NABU statt: Die „Stunde der Gartenvögel“. Bereits zum 21. Mal in Folge waren alle Naturbegeisterten dazu eingeladen, sich vom 09. bis 11. Mai 2025 an einem der drei Tage in den Garten, einen Park oder auf den Balkon zu begeben und für eine Stunde alle Vögel zu zählen, die sie sehen oder hören konnten. Um keine Individuen doppelt zu zählen, wird immer nur die höchste Anzahl gleichzeitig zu beobachtender Individuen einer Art erfasst. Ziel dieser Aktion ist es, ähnlich der „Stunde der Wintervögel“, sowohl deutschlandweite als auch regionale Erkenntnisse über die Häufigkeit typischer Brutvögel der Städte und Dörfer zu sammeln und diese Informationen Interessierten näherzubringen.
Auch die Naturschutzstation „Rotes Haus“ nahm mit einer Führung und Zählung der Gartenvögel am Dippelsdorfer Teich in Moritzburg an der Bürgerinitiative teil. Dafür kamen am 09.05.2025 alle Interessierten um 12 Uhr am Roten Haus zusammen. Nach einer kurzen Einführung in die richtige Zählweise begannen die Teilnehmenden den Dippelsdorfer Teich und seine Umgebung mit Ferngläsern nach Vögeln abzusuchen und den verschiedenen Vogelstimmen zu lauschen.
Bereits in den nahegelegenen Gehölzen waren zahlreiche Singvögel zu vernehmen, darunter Garten- und Mönchsgrasmücke, Buchfink, Zaunkönig, Amsel, Zilpzalp, Stieglitz und Grünspecht. Aus dem Schilf am Ufer sangen gut versteckt Teich- und Drosselrohrsänger. Letzterer – so groß wie eine Amsel, aber äußerst heimlich – blieb unsichtbar. Über dem Wasser jagten zahlreiche Uferschwalben, die in Brutröhren in der Betonwand am Ufer des Teiches nisten. Auf dem Teich zeigten sich ein Schellentenpaar, mehrere Stockenten, Graugänse und ein Höckerschwan. Ein besonderes Naturschauspiel bot ein Fischadler, der mit einem frisch gefangenen Fisch von einer Aaskrähe bedrängt wurde.
Die Führung verlief weiter entlang des Teichufers, vorbei an einem Schild, welches den Dippelsdorfer Teich als Naturschutzgebiet ausweist. Hier wurde den interessierten Besuchern ergänzend die Bedeutung des Naturschutzgebietes und die weitere Entwicklung des Standortes, insbesondere aus avifaunistischer Sicht, erläutert. Vor allem schilfbrütende Vogelarten sind sehr anfällig für Störungen und können durch Aktivitäten auf dem Wasser, beispielsweise eine Bootsfahrt, ihre Brut aufgeben oder gar nicht erst beginnen zu brüten.
Weiter ging es in Richtung der Feldflur, welche zwischen dem Teich und der angrenzenden Siedlung liegt. Auf einem Horst in der Siedlung war ein brütender Weißstorch zu sehen und aus einem Gebüsch nahe der Wohnhäuser konnte deutlich der Gesang einer Nachtigall vernommen werden. Frisch aus dem Überwinterungsgebiet angekommen saß ein Neuntöter auf einer toten Astspitze eines Gebüschs neben der „Lungenenzianwiese“ und sang sogar leise und ausdauernd sein Lied, was üblicherweise nur ganz selten zu vernehmen ist. Über einer frisch gemähten Wiese kreiste zudem ein stattlicher Rotmilan mit seinem rostroten Gefieder und tief gegabeltem Schwanz. Rotmilane haben ein vergleichsweise kleines Verbreitungsgebiet und haben in Ostdeutschland ihren Verbreitungsschwerpunkt.
Wieder am Seeufer angekommen wurden die erlangten Eindrücke zusammengefasst und als kleines Highlight sogar noch ein Eisvogel über dem Wasser beobachtet, welcher auch als „fliegender Edelstein“ bezeichnet wird. Damit konnte die Aktion der „Stunde der Gartenvögel“ erfolgreich abgeschlossen werden. Nach einer Stunde wurden insgesamt 36 Vogelarten gezählt.
Insgesamt zeigt sich für den Dippelsdorfer Teich mit den 36 erfassten Arten ein positives Ergebnis. Betrachtet man allerdings das deutschlandweite Gesamtergebnis der "Stunde der Gartenvögel" 2025, ist bei vielen Arten ein Negativtrend im Vergleich zum Vorjahr zu beobachten. Sinkendes Nahrungsangebot und fehlende Nistplätze gehören dabei zunehmend zu den Gründen dafür.
Einige, im Vergleich zum Bundesdurchschnitt seltene Arten, darunter die Schellente (Rang 146) und der Fischadler (Rang 144), konnten am Roten Haus nachgewiesen werden, daneben aber auch die drei bundesweit häufigsten Vogelarten Haussperling, Amsel und Kohlmeise.
Wenn Sie die „Stunde der Gartenvögel“ dieses Jahr verpasst haben sollten, wir aber Ihr Interesse wecken konnten, dann wartet schon bald die nächste Vogel-Exkursion auf Sie: