Späte Laubfärbung und Laubabwurf im Herbst 2023


Bunt sind schon die Wälder – oder?
„Bunt sind schon die Wälder, gelb die Stoppelfelder“, so heißt es in dem alten Volkslied aus dem 18. Jahrhundert. Wer in diesem Jahr sehnsüchtig auf die ersten Anzeichen des Herbstes wartete, musste sich gedulden. Anders als in den vergangenen Jahren, erfolgten Laubfärbung und beginnender Laubabwurf besonders spät. Sicherlich ist auch Ihnen aufgefallen, dass im Raum Dresden die leuchtenden Farben des Herbstes erst ab Anfang November zu beobachten waren. Erstaunlich ist auch, dass die Bäume an vielen Orten in Dresden immer noch ihre grünen Blätter tragen. Erst mit dem Einzug des nasskalten Wetters Mitte November, sah man erste Bäume, die ihr Laub abwarfen.
Warum Laubfärbung und Laubabwurf?
Mit dem Abwurf der Blätter bereiten sich die Bäume auf die wasserarme, kalte Jahreszeit und die damit verbundene Vegetationsruhe vor. Durch die Einlagerung der Nährstoffe aus den Blättern in die Wurzeln und den Abbau des grünen Blattfarbstoffs Chlorophyll, werden die bisher vom Chlorophyll überdeckten roten und gelben Pigmente sichtbar. Die Blätter nehmen ihre wunderschöne, herbstliche Färbung an. Letztendlich sorgt ein durch sinkende Temperaturen und abnehmende Tageslänge ausgelöster genetischer Alterungsprozess (Seneszenz) für den Abwurf des Laubs und kennzeichnet damit den Abschluss der Vegetationszeit.
Früh oder spät?
Sind der Klimawandel und die damit einhergehende verlängerte Vegetationsperiode ursächlich für den späten Laubabwurf? Welchen Einfluss der Klimawandel auf den Zeitpunkt der Herbstfärbung und den darauffolgenden Laubabwurf hat, ist noch nicht umfassend geklärt. Studien an der der ETH Zürich weisen darauf hin, dass der Zeitpunkt vor allem durch die Temperaturen vor und nach der Sommersonnenwende beeinflusst wird. Ist es vor der Sommersonnenwende warm und Spätsommer und Herbst kühl, werden die Blätter frühzeitig abgeworfen. Ist es wie in diesem Jahr nach der Sommersonnenwende lange warm, dauert es länger als in kühlen Jahren, bis die letzten Blätter von den Bäumen fallen. Als Grund für diese Reaktion vermutet man eine bessere Anpassung der Bäume an die kommenden Temperaturen im Winter.
In diesem Jahr ist also der milde Herbst für den späten Laubfall verantwortlich. In den kommenden Jahren dürfen wir gespannt sein, ob die Annahmen der Wisssenschaftler zutreffen und ob sie mit unseren eigenen Naturbeobachtungen übereinstimmen.
Text: Morelle Zeller
Noch eine gute Nachricht für alle GärtnerInnen unter Ihnen: Wer das Laub liegen lässt, hilft der Natur! Denn Laub isoliert und bietet Unterschlupf! Werden die Blätter als Laubhaufen in einer Gartenecke belassen, können nicht nur Insekten sich daran verstecken, sondern auch Igel ihr Winterquartier beziehen. So kann man sich (wenigstens im letzten Durchgang) das Harken, Kehren und Einsammeln sparen und den Vier-, Sechs- und Achtbeinern in der kalten Jahreszeit helfen.
